Die beiden Heftchen auf dem Tisch sahen mir spontan nach Opern- oder Operetten-Textheften aus, so wie man sie damals entweder schon vor dem Theaterbesuch kaufte, um sich über das Stück zu informieren, oder für wenige Pfennige an der Theaterkasse zu kaufen bekam. Gesungener Text ist beim ersten Hören nun mal nicht immer leicht zu verstehen, also las man im Zweifelsfall gern mitVielleicht also ein Verwandten- und/oder Freundeskreis, die auf dem Weg ins Theater nachmittags noch im Biergarten einkehrten, oder sogar dort eine Freilichtaufführung besuchten. Die waren in den Sommermonaten sehr beliebt und auch sehr häufig, weil die eigentlichen Opernhäuser und Stadt-/Staatstheater traditionell im Juli und August geschlossen waren und die in dieser Zeit "arbeitslosen" Schauspieler, Sänger und Musiker sich auf diese Weise einen Zusatzverdienst erwarben. Auch in Kur-, Ausflugs- und Badeorten wurde im Sommer oft "Open-Air" in größeren Gartenlokalen Theater gespielt, meistens Komödien oder (wenn ein Orchester vorhanden war) Operetten und Singspiele. Diese Tradition verschwand weitgehend, nachdem der Tonfilm aufkam und es im Kino (meistens) bessere Schauspieler für kleineren Eintritt zu sehen und zu hören gab - da konnten die bescheidenen Sommertheater nicht mithalten. [— Chris Zwarg] © Nimmerso, https://nimmerso.app/agb