Jean wohnte in der Obergasse 58, Grünstadt. Er wollte Architekt werden und hatte schon seinen Studienplatz bekommen. Dann ging der Krieg los. Jean starb in diesem Großen Krieg wie Millionen andere. Er erhilt Ende Mai 1918 noch das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Knapp zwei Monate später starb er verschüttet im Graben oder Unterstand. ----------------------- Hervorragend recherchiert von Dr. Immanuel Voigt ------------------------ "Jean" Becker diente der bayerischen Armee, als Pionier. Das erkennt man an den schwarzen Schulterklappen und auch anhand seiner Ausrüstung (Patronentaschen, Bajonett mit Sägerücken). Dass er in der bayerischen Armee diente, steht außer Zweifel, denn die große Kokarde (die untere) an seinem "Krätzchen" (Feldmütze) trugen in dieser Art nur die Bayern im Ersten Weltkrieg. Johannes "Jean" Becker wurde am 26. August 1898 in Deidesheim als Sohn des Wendel Becker, einem Postschaffner, und der Apolonia Becker, geb. Bauer, geboren. Er erlente den Beruf des Bautechnikers und lebte dann in Grünstadt. Er war ledig und katholischer Konfession. Das Bild mit ihm am Zeichen-/Kartentisch dürfte demnach vor 1917 aufgenommen worden sein. Was den Krieg betrifft, so wurde Johannes am 3. Januar 1917, als so genannter "ungedienter Landsturm" eingezogen, d.h. er hatte zuvor keinen Wehrdienst abgeleistet, weil er zu jung war. Bzgl. der Einheit kam er zum Ersatz-Bataillon des 2. bay. Pionier-Bataillons. Damit dürfte sich das erste Bild auf Ihrer Webseite, auf dem Johannes und ein Kamerad zu sehen sind, zeitlich auf Anfang 1917 datieren lassen. Denn der andere Soldat trägt deutlich sichtbar eine "2" auf seiner schwarzen Schulterklappe. Bis in den Herbst 1917 blieb Johannes noch in der Heimat und wurde hier ausgebildet. Ich vermute, dass das Ersatz-Bataillon genau wie die Stammeinheit in Speyer in Garnison lag. Laut Stammrolle kam Johannes dann am 24. September 1917 zur Bayerischen Pionier-Kompanie 3 ins Feld. Ich nehme an, dass das Bild, welches ihn in voller Ausrüstung zeigt, eben aus dieser Zeit kurz vor seinem Ausmarsch stammt. Die angesprochene Einheit stand an der Westfront, vorwiegend in der Champagne. Johannes hat dann alle Gefechte der Einheit mitgemacht, bis er am 15. Juli 1918, nahe des schon 1915 vollständig zerstörten Dorfes Somme-Py (heute Sommepy-Tahure), vermisst wurde. Unter dem Namen "Johann Becker", findet man ihn dann auch in den Verlustlisten zunächst als "vermisst", siehe hier: http://des.genealogy.net/search/show/7880904 Gut einen Monat später, am 19. August 1918, also wenige Tage vor seinem 20. Geburtstag, bergen deutsche Soldaten Johannes Becker nur noch tot aus einem "verschütteten Stollen an d. Straße Tahure-Perthes" und beerdigen ihn vor Ort. Sehr wahrscheinlich war er schon wenige Tage nach dem er als vermisst gemeldet wurde gestorben. Ebenso wahrscheinlich wurde Johannes wie so viele Männer durch starkes Artilleriefeuer getötet, dass seinen Unterstand/Stollen zum Einsturz brachte, ohne, dass ihn die eigenen Kameraden bergen konnten. Heute wird sein Grab wohl nicht mehr rekonstruierbar sein, da er ganz offensichtlich auf keinen der großen Soldatenfriedhöfe in der Nähe überführt wurde. In den Verlustlisten wird sein Tod erst im April 1919 bekannt gegeben: http://des.genealogy.net/search/show/7205312 Gerade in der heutigen Zeit sind solche Geschichten und ihre Gesichter wichtige Zeitzeugen, die die Sinnlosigkeit des Krieges mehr als vor Augen führen, vor allem wenn man solche jungen Männer sieht, die eigentlich noch Kinder waren und vom Leben kaum etwas gesehen haben! Danke daher für Ihre wichtige Arbeit! Herzliche Grüße Dr. Immanuel Voigt ------------------------- Am 03.01.1917 ist Jean beim 2. Pionier Rekruten Depot II in Speyer eingerückt, am 11.02.1917 dort vereidigt worden. Dann am 28.02.1917 zum Rekuten Depot 1 versetzt worden und am 30.05.1917 zur 2. Ersatzkompanie. Am 28.06.1917 zum Pionier- Feldrekrutendepot 5, 3 Kompanie abgestellt. Am 23.09.1917 zum Bayr. Pionier Bataillon 1 abgestellt. Am 24.09.1917 zur Bayr. Pionier Kompanie 3 des 1. Bataillons ins Feld. Seine Kompanie war bei diesen Schlachten dabei. Vielleicht war Jean bei allen dabei (bis es für ihn am 15. Juli endete): 01.01.1918 - 25.01.1918: Stellungskämpfe in der Champagne 25.01.1918 - 27.02.1918: Stellungskämpfe in den Argonnen 28.02.1918 - 20.03.1918: Ruhezeit hinter der 18. Armee 21.03.1918 - 22.03.1918: Durchburchsschlacht bei St. Quentin-La Fère 21.03.1918 - 06.04.1918: Große Schlacht in Frankreich 23.03.1918 - 24.03.1918: Kämpfe beim Übergang über die Somme und den Crozat-Kanal zwischen St. Christ und Tergnier 25.03.1918 - 31.03.1918: Verfolgungskämpfe bei Montdidier-Noyon 07.04.1918 - 20.04.1918: Kämpfe an der Avre und bei Montdidier-Noyon 20.04.1918 - 14.07.1918: Stellungskämpfe in der Champagne 15.07.1918 - 17.07.1918: Angriffsschlacht an der Marne und in der Champagne